Der günstige Termin, einen Tag nach dem französischen Meisterschaftslauf im knapp 200 km entfernten Abreschviller (bei Sarrebourg), verhilft der 18. Ausgabe des Eschdorfer Bergrennens dieses Jahr zu einem ganz besonders erlesenen Teilnehmerfeld.
Da die französische Berg-Elite ohnehin aus allen Teilen des Hexagons nach Lothringen anreist, konnte Eschdorf-Veranstalter „Union des Pilotes" zum 25. Gründungsjubiläum ein Grossteil der Teilnehmer des „Championnat de France de la Montagne" dazu überreden, ihren Aufenthalt „hier oben" um einen Tag zu verlängern und somit am Sonntagabend nach dem Bergrennen in Abreschviller nach Eschdorf aufzubrechen.
Nicht nur, aber ganz besonders die in der französischen Meisterschaft zahlreichen F3000-Fahrer werden am Montag – so ihr Material in Abreschviller heil bleibt – die hoffentlich zahlreichen Zuschauer zu begeistern wissen. In der F3000-Klasse ist dabei – bis auf eine einzige Ausnahme – das gesamte französische Meisterschaftsfeld für Eschdorf gemeldet, so dass insgesamt bis zu 11 der schnellen 3-Liter-Formelwagen am Start erwartet werden, ein neuer, absoluter Rekord in Luxemburg. Aus diesen Reihen dürfte demnach am Montagabend auch der Gesamtsieger hervorgehen.

Lionel Regal (F, Reynard-Mugen 95D F3000) : Der Rekordmann
49,99...erstmals in der Geschichte des Eschdorfer Bergrennens schaffte 2004 ein Fahrer das zuvor schier undenkbare Kunststück, die 1850 Meter lange Strecke unter der 50-Sekunden-Schallmauer zu absolvieren. Und damit den seit 1996 vom Schweizer Heinz Steiner im Martini Formel 2 gehaltenen Streckenrekord von bislang 51,64 gleich um über anderthalb Sekunden zu unterbieten. Womit sich der Franzose Lionel Régal definitiv in Luxemburg eine starke Fangemeinde sicherte. Der 30-jährige Bergprofi aus Lyon konnte inzwischen 2005 endlich seinen lang ersehnten ersten französischen Bergmeistertitel feiern, nachdem er 2004 den 2. Platz in der FIA-Coupe d’Europe für Formelwagen belegt hatte und in den Jahren 2001 und 2002 jeweils französischer Vize-Bergmeister war. In dieser Saison hat Régal bereits die Bergrennen Hébecrevon (Normandie) und Chanaz (Savoie) am Osterwochenende gewonnen. Nachdem er dagegen beim Meisterschaftsauftakt in Bagnols-Sabran „nur" Platz 2 belegt hatte, konnte er sich am vergangenen Sonntag am Col St. Pierre beim 2. Meisterschaftsrennen einen klaren Gesamtsieg sichern.

Sebastien Petit (F, Reynard 2KL F3000) : Gar nicht so « klein »
Französischer Vize-Bergmeister 2004 auf einem Osella PA20S-Sportwagen, wobei er in 11 Rennen nur eine einzige Gruppenniederlage (gegen Cyrille Frantz) einstecken musste, im Vorjahr in die Formel 3000 aufgestiegen und auf Anhieb als härtester Widersacher von Régal und dem inzwischen nach einem schweren Unfall zurückgetretenen Bernard Chamberod etabliert, gehört Sebastien Petit mit Sicherheit zu den hoffnungsvollsten französischen Bergspezialisten. Nachdem er seinen Vorjahres-Reynard 94D an den Elsässer Antoine Lombardo (ebenfalls in Eschdorf am Start) verkauft hat und eigentlich über Winter mit einem Wechsel auf die Rundstrecke liebäugelte, tauchte der 31-jährige Mann aus Villeurbanne bei Lyon zum französischen Saisonauftakt etwas überraschend mit einem völlig neuen Fahrzeug auf: einem Reynard 2KL (?) aus der Formel Nissan, den er, unter anderem mit Unterstützung von Europabergcup-Sieger Anders Vilarino (Spanien), auf die spezifischen Erfordernisse am Berg umgebaut hat. Nachdem er beim ersten Start im neuen Auto in Bagnols-Sabran auf Anhieb den 5. Gesamtrang eroberte (zugleich 3. F3000), sprang am Col St. Pierre der 4. Rang (erneut 3. F3000) heraus.
In Eschdorf wird Sebastien Petit mit Sicherheit zu den wichtigsten Rivalen von Lionel Régal und Guy Demuth gehören, zumal die breite, ebene Strecke seinem modernen Fahrzeug zugute kommen dürfte und er den Kurs bereits kennt, nachdem er hier 1999 auf einem Formel 3 an den Start gegangen war.

Fabien Frantz (F, Reynard-Mugen 95 F3000): Der ewige Pechvogel
Sollte es irgendwann einen Sonderpreis für besonders viel Pech geben, der 38-jährige Karrosseriebauer aus Ornans (bei Besancon) im Jura dürfte an vorderster Front stehen. Konnte er sich 1997 im Martini Mk69 Formel 2, genau jenem Fahrzeug, mit dem Heinz Steiner zuvor in Eschdorf seinen langjährigen Streckenrekord aufgestellt hatte, immerhin den französischen Bergmeistertitel der 2. Division sichern und ein Jahr später, 1998, den Vize-Titel der 1. Division, so brachte ihm der anschliessende Umstieg in die F3000 neben diverser Achtungserfolge auch viele Rückschläge in Form technischer Defekte, aber auch mehr oder weniger heftiger Ausrutscher. Auch dieses Jahr musste der Gesamtsieger des „Memorial José Renato Chartier" 2005 im belgischen Grandcourt, bei einem gottlob glimpflichen Leitplankenknutscher in Hébecrevon bereits seinem stets aggressiven Fahrstil Tribut zahlen. Am Col St. Pierre beim Meisterschaftsrennen gab es mit dem 7. Gesamtrang einen ersten Lichtblick für diese Saison.
Ob Fabien Frantz in Eschdorf, wo er seit Jahren regelmässig dabei ist, aber ebenfalls schon mehrfach technisch bedingt ausschied, wohl endlich auch hierzulande der ganz grosse Durchbruch gelingen mag?
Daniel Allais (F, Reynard-Judd 91D F3000): Vom F3-Dominator zum F3000-Einsteiger
Obwohl Daniel Allais in Luxemburg trotz der Nähe zu seinem Heimatort Charleville-Mézières in den französischen Ardennen ein eher seltener Gast ist, kann er dennoch hierzulande auf einen ausgezeichneten 3. Gesamtrang hinter „Conny" und Christian Hauser beim Bergrennen Nommern 1997 zurückblicken: im Dallara-Alfa Formel 3 konnte er damals neben seinen F3-Gegnern Guy Demuth und Jean-Marc Cao auch den mehrfachen deutschen Bergmeister Horst Fendrich im Martini F2 hinter sich lassen.
In den vergangenen Jahren zählte Allais in der französischen Bergmeisterschaft zu den absolut schnellsten F3-Fahrern und weist unzählige Klassensiege auf, zur Saison 2006 wagt er nun den Sprung in die F3000, wobei ihn Motorprobleme leider daran hinderten, in Lorentzweiler sein Debüt in der Königsklasse zu geben. Dieses feierte er nun vergangenes Wochenende am Col Saint-Pierre, wo er auf Anhieb sehr gut zurecht kam, sich von Lauf zu Lauf auf der extrem schwierigen Strecke steigern konnte und am Ende mit nur einer halben Sekunde Rückstand auf Fabien Frantz, aber 32 Hundertstel Vorsprung auf den andern F3000-Lehrling Anthony Neveu den 8. Gesamtrang eroberte. Mit durchaus schon bald steigerungsfähiger Tendenz.

Anthony Neveu (F, Ralt-Judd Rt23 F3000): Nachwuchshoffnung aus den Alpen
Mit seinen gerade mal 26 Jahren ist Anthony Neveu der derzeit jüngste französische F3000-Fahrer am Berg. Obschon der Mechaniker aus der Nähe von Annecy in der Savoie (Alpen) erst dieses Jahr in die oberste Formelwagenklasse am Berg aufgestiegen ist, hat er bei seinem erst zweiten Rennen im Ralt Rt23 – das gleiche Fabrikat, wie auch Jean Schmits an den Start bringt – in Chanaz bereits im Training die zweitschnellste Zeit herausgefahren, direkt hinter Lionel Régal, bevor ihn dann im ersten Rennlauf ein leichter Ausrutscher jäh stoppte. Am Col St. Pierre schaffte der Youngster den Platz in die Top10 (Neunter) und war dabei nur 8 Zehntel langsamer als der wesentlich erfahrenere Fabien Frantz, konnte aber dessen Bruder im Osella bereits, wenn auch knapp um 4 Zehntel, hinter sich lassen.
Seine bislang erfolgreichste Saison war sonderzweifel das Jahr 2004, als er im Martini Mk69 BMW Formel 2, dem ehemaligen Fahrzeug des mehrfachen französischen Bergmeisters Daniel Boccard, das Finale der „Coupe de France de la Montagne" gewann und sich zudem den Espoirs-Meistertitel der Formel- und Sportwagen innerhalb der französischen Bergmeisterschaft sicherte. Während seiner anderthalbjährigen Formel 2-Zeit blieb er in dieser Kategorie ungeschlagen. Im Vorjahr setzte Neveu sporadisch einen Osella-Sportwagen ein und konnte sich mehrere Gruppenpodiumsplätze in der französischen Bergmeisterschaft sichern, musste jedoch sportlich ein wenig kürzer treten, um sich nach dem schweren Arbeitsunfalls seines Vaters Jean-Louis um den heimischen Garagenbetrieb zu kümmern.

Jean-Louis Neveu (F, Reynard 93D F3000) : Den Schicksalsschlägen zum Trotz
Nachdem sein Sohn Michael, eine der grössten Nachwuchshoffnungen Frankreichs, vor knapp 5 Jahren tödlich verunglückt war, spielte das Schicksal Jean-Louis Neveu kurz vor Saisonbeginn 2005 erneut einen schweren Streich, als der sympathische Garagist aus der Savoie sich bei einem Arbeitsunfall im heimischen Betrieb schwerste Verletzungen zuzog. Viel Zeit, Geduld und Lebensmut waren für die Genesung notwendig, umso couragierter seine über den Winter gefällte Entscheidung, an der Seite seines Sohnes Anthony wieder ins Cockpit eines F3000 zurückzukehren. Und obschon nach wie vor der Schmerz zu seinen täglichen Begleitern gehört, fand Jean-Louis Neveu am Lenkrad seines Reynard 93D schnell zur einstigen Form zurück und konnte am Ostermontag in Chanaz bereits hinter Lionel Régal den 2. Gesamtrang belegen. Zahlreiche Top5-Platzierungen bei Läufen zur französischen Bergmeisterschaft stehen auf seiner Visitenkarte, und kaum einer von all jenen, die 2004 in Marchampt beim Bergrennen Beaujolais bei der Podiumszeremonie dabei waren, wird je den extrem emotionsgeladenen Moment vergessen können, an dem Jean-Louis Neveu das 3. Podiumstreppchen erklomm. Seine schönste Revanche mit dem Schicksal, in Erinnerung an seinen Sohn Michael.
Gérard Viarino (F, Lola-Cosworth T96-50 F3000): Von der Côte d’Azur nach Luxemburg
Gemeinsam mit den ebenfalls aus Nizza stammenden Frank und Robert Cannata tritt Gérard Viarino am Montagabend nach dem Eschdorfer Bergrennen die weite Heimreise an die Côte d’Azur an. Zuvor bringt der 49-jährige Fensterfabrikant mit seinem Lola T96 einen der Exoten im F3000-Feld an den Start, wobei der Gentleman-Driver aus der Equipe Régal einen Top10-Platz anvisieren dürfte.
Antoine Lombardo (F, Reynard 94D F3000 oder Ralt Rt23 F3000): Temperamentbündel aus den Vogesen
Sein Reynard führte im Vorjahr Sebastien Petit zu zahlreichen Gesamtsiegen, nachdem es dessen Vater Gérard – 1999 in Eschdorf auf einem Osella-Sportwagen am Start – 2003 sogar beim damals noch zur EM gewerteten Bergrennen Turckheim zum Gesamtsieg verholfen hatte, der Fahrer – Antoine Lombardo – gilt als einer der Impulsivsten unter den F3000-Piloten. Ganz vorne dürfte man den Mann aus den Vogesen vorerst wohl kaum erwarten dürfen, spektakulär ist er jedoch allemal. Sollte der ex-Petit-Reynard bei diese Woche angesetzten Testfahrten wie bereits in Lorentzweiler Probleme aufwerfen, wird Lombardo auf sein Ersatzauto, einen Ralt Rt23 F3000, zurückgreifen.
Jean Schmits (B, Ralt-Cosworth Rt23 F3000): Belgischer Hecht im Karpfenteich?
Kaum ein Bergrennen in Luxemburg ohne den inzwischen achtfachen belgischen Bergmeister (1998-2005) Jean Schmits. Die Strecke kennt er dank zahlreicher Teilnahmen wie seine eigene Westentasche, 2001 konnte er sich hier – im damals separaten Rennen zur deutschen Meisterschaft – einen Gesamtsieg notieren lassen, zudem dürfte der Staatsbeamte aus Verviers nach seinen knappen beiden bisherigen Saisonniederlagen im belgischen Durnal (gegen seinen Landsmann Jacques Marchal im Osella) und Lorentzweiler hoch motiviert sein, es der französisch-luxemburgischen Übermacht zu zeigen.
Guy Demuth (L, Lola-Zytek B02-50 F3000) & Frank Maas (Reynard-Cosworth 93D F3000): Lokalmatadoren vor schwerer Aufgabe
In diesem extrem erlesenen Starterfeld hängen die Trauben natürlich extrem hoch, dennoch dürfte die qualitativ und quantitativ erstklassige Konkurrenz sowohl Lorentzweiler-Gesamtsieger Guy Demuth als auch Frank Maas zu Höchstleistungen antreiben. Gerade deshalb ist beiden in Eschdorf durchaus
zuzutrauen, um den Gesamtsieg ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wobei ohnehin die Tagesform mit Sicherheit bei allen Fahrern mit über Sieg und Niederlage entscheiden wird.
Die Sportwagen-Phalanx: Osella-BMW-Festival
Bevor am 20./21. Mai in Nommern die deutsche Sportwagenelite um Punkte zum „AvD-Sportwagen Cup" kämpfen wird, gibt es in Eschdorf bereits einen kleinen Vorgeschmack in Form eines überaus spannenden deutsch-französisch-belgischen Vierkampfs um die beste Zweisitzer-Zeit. Wobei sich gleichzeitig die F3000-Riege vor den schnellen Osella-BMW 3L in Acht nehmen muss, die in den Top10 möglichst weit vorne mitmischen wollen.

Cyrille Frantz (F, Osella-BMW PA20S 3L CN): Der Krimisieger
Wer kann sich nicht noch an das Herzschlagfinale gegen den Belgier Jean Schmits im Ralt F3000 erinnern, aus dem Cyrille Frantz beim Bergrennen Nommern 2002 schliesslich als Gesamtsieger hervorging. 2003 blieb er bis zum allerletzten französischen Bergmeisterschaftslauf in Limonest bei den Gruppe CN-Sportwagen ungeschlagen und verpasste durch diese einzige Gruppen-Niederlage gegen den aufstrebenden Sebastien Petit nur mit einem winzigen Punkt Rückstand auf Bernard Chamberod den Titel und wurde so „nur" Vize-Bergmeister. Ein Jahr später nahm der Osella-Pilot an gleichem Ort in Limonest Revanche und vereitelte seinerseits dem nun die Sportwagengruppe dominierenden Sebastien Petit den „Grand Slam" innerhalb der französischen Bergmeisterschaftsläufe. Und auch dieses Jahr zählt der 34-jährige, jüngere Bruder von Fabien Frantz weiterhin zu den absoluten Topfahrern der französischen Sportwagenriege. Nachdem er beim Meisterschaftsauftakt in Bagnols-Sabran von Fieber geplagt nach dem Training „forfait" erklären musste, sicherte er sich eine Woche später am Ostersonntag beim nicht zur Meisterschaft zählenden Rennen in Hébecrevon hinter Lionel Régal den 2. Gesamtrang. Beim 2. Meisterschaftslauf am Col Saint-Pierre kam Cyrille Frantz als drittschnellster CN-Pilot knapp hinter der F3000-Riege auf den guten 10. Gesamtrang.
Jacques Marchal (B, Osella-BMW PA20S 3L CN): Der Sportwagenrekordhalter
In 52,08 stellte Jacques Marchal 2004 einen neuen Eschdorfer Sportwagenrekord auf und belegte zugleich, noch vor den F3000-Fahrern Frank Maas und Arnold Wagner, den 4. Gesamtrang, nach seinem Gesamtsieg beim belgischen Auftaktrennen in Durnal (vor F3000-Pilot Jean Schmits) lag er am Ostermontag in Lorentzweiler nach dem ersten Rennlauf auf dem 2. Gesamtrang und liess sich, als Gesamtvierter, letztlich nur um winzige 2 Hundertstel von Patrik Zajelsnik im 2. Lauf noch den Sportwagensieg wegschnappen. Revanche ist demnach in Eschdorf angesagt, wobei die Präsenz des französischen Topfahrers Cyrille Frantz den belgischen Motorradhändler wohl erst recht zu Höchstleistungen anstacheln dürfte.
Patrik Zajelsnik (D, Osella-BMW PA20S 3L CN): Youngster auf Siegeskurs
Bereits mit 18 sass der inzwischen 25-jährige Freiburger bei zahlreichen Rundstreckenrennen am Lenkrad eines Gruppe CN-Sportwagen, erste Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. Der definitive Durchbruch am Berg gelang ihm Ende der vergangenen Saison, als er es schaffte, Deutschlands Bergkönig Herbert Stenger erstmals verschiedentlich hinter sich zu lassen und in Oberhallau (Schweiz) gar die gesamte Sportwagenriege zu besiegen, sein 3. Endrang in der deutschen Bergmeisterschaft 2005 und zugleich der 2. Platz im AVD-Sportwagen-Cup erscheinen demnach durchaus noch steigerungsfähig. In Luxemburg ist Patrik Zajelsnik spätestens seit seinem Husarenritt im 2. Rennlauf in Lorentzweiler ein Begriff, als er im ehemaligen EM-Siegerfahrzeug des Südtirolers Franz Tschager in extremis und mit hauchdünnem Vorsprung von 2 Hundertsteln dem Belgier Jacques Marchal den Sportwagensieg abluchste und den 3. Gesamtrang eroberte.

Franck Cannata (F, Osella-BMW PA20S 3L CN): Das vielleicht schönste Auto im Feld
Aus Nizza kommend gehört der 26-jährige Nachwuchspilot Franck Cannata zu jenen Fahrern im Feld mit der weitesten Heimreise, zugleich bringt der Transportunternehmer aber auch eines der zweifellos schönsten Fahrzeuge im Feld an den Start. Die herrliche Lackierung seines „bordeaux"-roten Osella ist jener seines soundstarken, von einem BMW V6-Motor angetriebenen Jidé nachempfunden, der ihm 2004 innerhalb der französischen Bergmeisterschaft den Titel „Rookie of the Year" einbrachte und den in Eschdorf sein Vater Robert an den Start bringen wird.
Nach einer intensiven, von vielen Klassensiegen gekennzeichneten Saison 2004 trat Franck Cannata im Vorjahr etwas kürzer, bevor er sich gegen Saisonende auf dem neu erstandenen Osella zurückmeldete, mit dem er dieses Jahr nun wieder die komplette französische Meisterschaft bestreiten will. Beim Saisonauftakt in Bagnols-Sabran verpasste er nur knapp um 2 Zehntelsekunden den Sprung in die Top10 der Gesamtwertung, am Col St. Pierre zeigte er aber, dass mit ihm künftig in der Sportwagengruppe CN ganz vorne zu rechnen ist. Mit nur 329 Tausendstel Rückstand auf den wesentlich erfahreneren Cyrille Frantz kam Franck Cannata hier nämlich auf den 11. Gesamtrang, Platz 4 der CN-Sportwagen.
Allein schon der Vierkampf zwischen Cyrille Frantz, Jacques Marchal, Patrik Zajelsnik und Franck Cannata um den Sportwagensieg lohnt allemal die Anreise nach Eschdorf. Und auch so mancher F3000-Pilot muss vor dem wilden Sportwagenquartett auf der Hut sein, das durchaus bis in die Top5 hineinfahren könnte
Josef Zajelsnik (D, Lucchini PO2 C3): Stolzer Vater
Sichtlich stolz über die Leistung seines Sohnemanns Patrik traf Josef Zajelsnik nach dem Lorentzweiler Bergrennen spontan die Entscheidung, dass die Freiburger Sportwagentruppe am Sonntagabend nach dem deutschen Bergmeisterschaftslauf am Rennsteig in Thüringen die lange Anfahrt nach Eschdorf in Angriff nehmen wird, um auch beim zweiten Luxemburger Saisonrennen dabei zu sein. Der 58-jährige Freiburger konnte hierzulande 1988 das Reisdorfer Bergrennen auf einem Ralt Formel 2 für sich entscheiden und belegte im gleichen Jahr bei der allerersten Ausgabe des Eschdorfer Bergrennens hinter dem Franzosen Hervé Bayard den 2. Gesamtrang.
Michaël Forot & Paul Nuguet (F, Tatuus Formel Renault 2.0)
Mit dem 25-Jährigen Michaël Forot, 2005 Sieger der Formelwagen-Wertung des „Trophée Espoirs" bei den französischen Bergrennen und Teammitglied von Lionel Régal, sowie Paul Nuguet, Schützling der Gebrüder Frantz, werden in Eschdorf auch zwei hoffnungsvolle Jungtalente aus der französischen Bergmeisterschaft an den Start gehen. Beide bringen jeweils einen Tatuus Formel Renault 2.0 an den Start.
Touren- & GT-Wagen: Spektakuläres Material, prominente Fahrer
Doch nicht nur das qualitativ und quantitativ extrem starke Formel- und Sportwagenfeld wird in Eschdorf für Spannung und Spektakel pur sorgen. Auch im nicht minder gut besetzten Feld der Touren- und GranTurismo-Wagen sind eine ganze Reihe attraktiver Fahrzeuge mit zum Teil höchst erfolgreicher Motorsportprominenz am Lenkrad angesagt. Auch hier darf man gespannt sein, wer am Ende die schnellste Tageszeit eines Autos „mit Dach" fahren wird.

Françis Dosières (F, BMW 320 STW): Fünf Mal Europameister
Sein erster Start in Luxemburg erfolgte 1985 beim Wiltzer Bergrennen auf einem BMW 635 CSI, danach war er sporadisch noch in Remerschen und Düdelingen auf einem BMW M3 zu sehen, doch seit knapp anderthalb Jahrzehnten war Françis Dosières nicht mehr hierzulande anzutreffen. In Eschdorf nun bringt der 54-jährige Garagist aus der Nähe von Troyes einen BMW 320 STW an den Start, mit dem er seit 3 Jahren in Frankreich bei den Tourenwagen nahezu ungeschlagen ist. Dosières gilt als wahres Tourenwagen-Monument des französischen Bergrennsports, kann aber auch über die Grenzen seines Heimatlandes auf eine exemplarische, höchst erfolgreiche Karriere zurückblicken. Nicht weniger als 5 Europabergmeistertitel stehen in seinem Palmarès: 1985 im BMW 635 CSI, 1989, 90, 92 und 93 im BMW M3, zudem wurde er 1994 Vize-Europameister und gewann gleichzeitig die „Trophée FIA".

Christian Debias (F, Porsche 996 GT3RS):
Ihn vorzustellen ist eigentlich wie Säulen nach Athen tragen: Kaum ein anderer Bergrennfahrer hat die Luxemburger Bergrenngeschichte derart geprägt wie der inzwischen unweit von Avignon im sonnigen französischen Süden lebende Mann aus Nancy. Mehr als 50 Gesamtsiege konnte er seit seinem ersten Start 1979 in Bourscheid hierzulande feiern, allein in Eschdorf war Debias vier Mal siegreich (1993, 99, 2000 und 2001), womit er hier bislang Rekordhalter ist vor seinem Landsmann Hervé Bayard und Christian Hauser mit je drei Siegen. Mit insgesamt 5 Landesmeistertiteln (drei Mal französischer Bergmeister, ein Mal, 1975, französischer Formel Renault-Meister auf der Rundstrecke, sowie 1998 Luxemburger Bergmeister) kann der heute 59-Jährige auf eine überaus erfolgreiche Rennkarriere zurückblicken, die jedoch bereits 1978 beinahe auf tragische Weise in Le Mans zu Ende gegangen wäre. Ein zweiter schwerer Rennunfall vor knapp 4 Jahren beim Schweizer Bergrennen St. Ursanne-Les Rangiers veranlasste Debias dazu, den Formelwagen den Rücken zu kehren und auf Autos „mit Dach" umzusteigen: auf einem Porsche GT3, sowie im Vorjahr kurzzeitig einem Opel Astra Silhouette, sammelte er weiterhin Gruppensiege „en masse" in der französischen Bergmeisterschaft (wo er im Vorjahr immerhin noch Rang 8 belegte), doch seit dieser Saison stehen, neben vermehrten Teilnahmen an Porsche-Rundstreckenrennen in seiner Heimat, nur noch sporadische Einsätze bei auserwählten Bergrennen auf dem Programm. Und zu diesen auserwählten Rennen hat Debias natürlich auch das Eschdorfer „European Hill Race" auserkoren, wo er mit seinem zu Saisonbeginn erstandenen neuen Porsche 996 GT3RS mit Sicherheit im Touren- und GT-Wagenfeld ganz vorne mitmischen wird.
Jean-Pierre Prévot (F, Porsche RSR) : Spektakulärer 935er Look
Im Look der ehemaligen Porsche 935, die einst beispielsweise in der Deutschen Rennsportmeisterschaft oder auch in Le Mans unterwegs waren, präsentiert sich der Porsche RSR von Jean-Pierre Prévot. Dass der Mann aus dem Jura aber auch durchaus schnell sein kann, zeigt sein 10. Gesamtrang und zugleich Titel in der Gruppe F in der französischen Bergmeisterschaft 2002. Seither ist Prévot nur noch sporadisch am Berg unterwegs, umso erfreulicher, dass er am Montag in Eschdorf an den Start gehen wird.

Robert Cannata (F, Jidé Maxi BMW R6) : Soundstarker Exote
1969 baute der französische Feinmechaniker Jacques Durand in Eigenregie einen kleinen, in den Grundzügen am damaligen Ford GT40 inspirierten Sportwagen mit Mittelmotor, als Antrieb diente der Motor aus dem legendären Renault R8 Gordini. Bis 1973 wurde die kleine Flunder in Kleinserie hergestellt, eine Zeitlang verliess etwa jede Woche ein Fahrzeug die kleinen Werkshallen, motorisiert von den verschiedensten Renault-Motoren bis hin zu jenem aus der legendären „Alpine". Ende der 70er Jahre setzte der Luxemburger Hilaire Diedenhofen übrigens einen solchen Jidé bei den einheimischen Bergrennen und Slaloms ein.
In Frankreich sind die – inzwischen extrem rar gewordenen – Flachmänner nach wie vor bei Bergrennen im Einsatz, wobei sich ganz besonders jenes Exemplar in die Herzen der Zuschauer fuhr, das in Eschdorf von Robert Cannata eingesetzt wird. Von dem Transportunternehmer aus Nizza in liebevoller Kleinarbeit restauriert, besticht dieses Fahrzeug nicht nur durch seine bildschöne Lackierung, sondern auch den beeindruckenden, melodiösen Sound seines 2 Liter-BMW-Reihensechszylinder-Triebwerks aus der ehemaligen Formel 2. Auf diesem Fahrzeug fuhr Franck Cannata, im Jahr 2004 zahlreiche Klassensiege innerhalb der französischen Bergmeisterschaft heraus und sicherte sich den Titel „Rookie of the Year", und damit das Fahrzeug nach Francks Umstieg in den Osella PA20 CN-Sportwagen, den er auch in Eschdorf pilotieren wird, auch weiterhin den zahlreichen Fans erhalten bleibt, hat sich sein Vater Robert über den Winter nach längerer Rennabstinenz zu einem Motorsport-Comeback entschlossen.
Die weiteren GT- und Tourenwagen: Insgesamt 5 Porsche am Start
Das Tourenwagenfeld in Eschdorf verspricht insgesamt nicht weniger Spannung als jenes der Sport- und Formelwagen. Um den Tagessieg der „Geschlossenen" dürften in erster Linie Françis Dosières im BMW 320 STW, Jean-Pierre Prevot im Porsche RSR, Christian Debias im Porsche 996 GT3RS sowie der Deutsche Peter Röllinghoff im ex-Christian Danner-DTM-BMW M3-SportEvo kämpfen. Und gespannt darf man natürlich sein wie sich die Luxemburger Arnaud Kieffer (Porsche 993 GT2), ex-Bergmeister Guy Stephany (BMW M3), sowie Romain Theissen (Porsche GT3RS) aus der Affäre ziehen. Mit Prevot, Debias, Kieffer, Theissen sowie dem Belgier Roger Jockin sind insgesamt 5 Zuffenhausener gemeldet.
Neben den spektakulären und, wie sich in Lorentzweiler zeigte, erfolgversprechenden neuen Fahrzeugen im Luxemburger Feld wie dem Alfa Romeo 147 GTA von Lio Martinelli, den Ford Focus ST von Gilles Bruckner und Nicolas Rossy, bestechen im GT- und Tourenwagenfeld aber auch der Peugeot 306 Kitcar des Belgiers Pascual Perez, der VW Golf des in Lorentzweiler extrem schnellen Belgiers Werner Posch, oder auch die am Sonntagabend vom 2. deutschen Bergmeisterschaftslauf am Rennsteig (Thüringen) zahlreich nach Eschdorf anreisenden deutschen Gruppe H-Fahrer, angeführt von Michael Wensorra (Opel Risse Kadett), Martin Kleiner und Hans Jürgen Glaser (beide VW Polo), sowie nicht weniger als 4 NSU TT.
Aus Luxemburger Sicht müssen vor allem aber auch Andy Schaus (Opel Astra), Jean-Paul Moes (Renault Clio V6), Bob Kellen und Nico Demuth (beide BMW M3) beachtet werden.
Bei den seriennahen Fahrzeugen der Gruppe N gibt es den interessanten Dreikampf zwischen den beiden Luxemburgern Claude Poorters (Subaru Impreza GT) und Jean-Luc Arendt (Mitsubishi Lancer Evo 9) gegen den 21-jährigen Franzosen Jérôme Janny im Seat Leon Cupra R, in den auch die beiden Luxemburger Rallye-Asse Bob Simon (Honda Civic Type R) und Jacques Gregorius (Renault Clio RS Ragnotti) eingreifen könnten.
- Patrick WEBER -
photos Jean-Christophe LEROY
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